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Graue Haare sind kein Schicksal – theoretisch

09. August 2014, aktualisiert am 19. Oktober 2019

Inzwischen sind die Mechanismen der Haarergrauung entschlüsselt. Theoretisch sollte eine Wiedergewinnung der ursprünglichen Haarfarbe mit natülichen Mitteln möglich sein.

Graue Haare sind schön! Gepflegt und gestylt lassen diese vorzeitig ergraute Frauen exotisch wie vom fremden Planeten erscheinen (z. B. Sarah Harris), während Männer als silberner Fuchs Erfahrung und Wildheit zugleich ausstrahlen. Jedoch fügen sich gerade die ersten grauen Strähnen nicht unbedingt vorteilhaft ins Gesamtbild. Mit Färben oder chemisch reagierenden Repigmentierungsmitteln kann nun die Zeit überbrückt werden, bis der Grauanteil dominant genug ist, um harmonisch zu wirken, und man sich alt genug für sein Erscheinungsbild fühlt. Wie sieht es jedoch mit natürlichen Methoden zur Rückgewinnung oder Wahrung der ursprünglichen Haarfarbe aus, die eine chemische Keule von vornhinein überflüssig machen würden?

Überwiegend geben die eigenen Gene den Rahmen für die individuelle Ergrauung vor. Was sich innerhalb dieses Rahmens abspielt, ist freilich durch Umwelt und Lebensstil beeinflussbar. Diesen Rahmen gilt es auszuschöpfen und das Potential erscheint beachtlich, denn wie sich zeigen wird, wird Ergrauung nicht genetisch erzwungen, sondern bloß zugelassen. Nach Sichtung der Forschungslage haben sich folgende Kernhypothesen herauskristallisiert.

Oxidativer Stress ist wesentliche Ursache

Hauptursache für graue Haare ist offenbar oxidativer Stress, der auch für die Haut­krankheit Vitiligo (Erbleichung der Haut) verantworlich gemacht wird.[1] In beiden Fällen führen zu viele reaktive Sauerstoffspezies (ROS), die auf zuwenig entgiftende Antioxidantien treffen, zum Versiegen und Ausbleichen des Pigmentstoffs Melanin,[2] ohne die Pigmentzellen zu zerstören.[3] Und wenn etwas nicht zerstört ist, bleibt die Funktion reaktivierbar! Namentlich ist nicht entgifteter Wasserstoffperoxid (H₂O₂) der Übeltäter, der das zur Melaninbildung erforderliche Enzym Tyrosinase bzw. dessen Baustein Methionin zu Methioninsulfoxid oxidiert, und überdies die diese Oxidationsschäden behebenden Reparaturenzyme Methioninsulfoxid-Reduktase A & B deaktiviert. Für die Beseitigung von H₂O₂ stellt der Organismus das antixodative Enzym Katalse bereit, dessen Synthese im Alter nachlässt, was die natürliche Ergrauung erklärt.

Wasserstoffperoxid durch Katalase und andere Antioxidantien abbauen

Einfach vermehrt katalasehaltige Lebensmittel zu verzehren, ist fragwürdig, da – dem Autor jedenfalls – keine überzeugenden Studien zur Bioverfügbarkeit vorliegen. Schaden sollte dies nicht und so kann der katalasereiche Melonenextrakt, der auch Vitiligo-Patienten empfohlen wird,[2] eine sinnvolle Nahrungsergänzung sein. Sicher nutzlos ist die dermale Anwendung von Katalase, wie beim Einmassieren der Kopfhaut mit katalasehaltigem Zwiebelsaft (sonst ist dieser offenbar beim kreisrunden Haarausfall wirksam)[4], denn es bedarf schon spezieller chemischer Aufbereitung (wie beim u. a. auf Melonenextrakt basierendem Vitiligo-Gel Vitix), damit die empfindliche Katalase nicht schon vor oder während der Anwendung zerstört wird.[5]

Anders sieht es bei der Creme Pseudokatalase aus, die Vitiligo-Patienten angeboten wird. Pseudokatalase wird zwar auch auf die Haut aufgetragen, die darin enthaltenen Mangansalze bewirken aber erst in den Hautzellen und nach intensiver UV-Bestrahlung die Katalasesynthese.[Link] Anstelle dieser teuren, für bloß ergrauende Menschen wohl kaum zugänglichen, und nicht ganz ungefährlichen (Manganvergiftung, Hautkrebsrisiko) Therapie bietet sich die orale Ankurbelung des oxidativen Schutzes durch die Ernährung an. Auch hier kann man von Vitiligo-Studien lernen. So helfen die antioxidativen Folsäure und Vitamin B12 beim Repigmentieren der Haut.[7] Passenderweise scheint die Hochdosierung von B-Vitaminen so Manchem aus subjektiver Sicht gegen graue Haare zu helfen,[Link][Link] währenddessen etwa der Entzug von Vitamin B5 Laborratten objektiv ergrauen lässt.[Link]

Auf ausreichende Nährstoffzufuhr achten

Gemäß manchen Berichten bringt Melasse, ein aus Zuckerrohr gewonnener Sirup, rasche Erfolge.[Link] Angesichts der hochkonzentrierten Bestandteile (u. a. B-Vitamine, Mineralien und Spurenelemente), die teilweise unmittelbar antioxidativ sind und als Bausteine für Katalase (Zink, Selen, Kupfer)[Link] und Melanin (Kupfer) fungieren, erklärt sich wohl der Nutzen. Jedenfalls enthält Melasse ein weites Spektrum an Nährstoffen, deren Konzentration in grauen Haaren reduziert ist.[Link] Ansonsten können noch die namensähnliche Melisse[Link] sowie das Rundum-Wundermittel Resveratrol[Link] als ausgesprochene Katalase-Förderer angeführt werden.

Theoretisch sind alle Antioxidantien nützlich, diejenigen im natürlichen Verbund mit Haarnähr­stoffen sind aber vermutlich die wirksamsten. Eine zusätzlich erhöhte Supplementierung mit Mineralien, Spurenelementen und Antioxidantien bietet sich bei erhöhtem Verbrauch (z. B. Extrem­sport, Entgiftung von Alkohol) durchaus an. Umgekehrt sollte man bei Lebensmitteln zurückhaltend sein, die dem Körper Nährstoffe entziehen. So fördert Cola Kaliumdefizite,[Link] die mit grauen Haaren korrelieren.[8] Methioningaben nutzen zwar vermeintlich auch, weil diese der Oxidation des Methionins in Tyrosinase zuvorkommen[1], hohe Methioninzufuhr korreliert sonst aber ausgesprochen mit beschleunigter Alterng.

Entstehung Reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) minimieren

Oxidativem Stress wird anderseits auch dadurch vorgebeugt, indem die Menge der ROS (darun­ter H₂O₂) von vornhinein niedrig gehalten wird. Gänzliche Verhinderung ist aber utopisch und auch nicht ratsam, weil ROS im Rahmen des normalen Stoffwechsels entstehen und wichtige Funktionen erfüllen. Ein Übermaß an ROS entsteht u. a. bei proentzündlicher Ernährung, Ver­giftungen, vielerlei Krankheiten, seelischem Stress, Rauchen, Extremsport, Alkoholmissbrauch, oder Sonnenbrand.

Ausschweifender Konsum von mehrfach ungesättigten Fettsäuren (auch Omega-3!) ist ebenso wenig angezeigt wie von gleichfalls proentzündlichen glutenhaltigen Produkten, zumindest bei Glutenunverträglichkeit. Glutenverzicht hilft tatsächlich gegen Vitiligo, falls Zöliakie vorliegt.[9] Und da Gluten in Getreide vorkommen, die unsere Vorfahren, die Jäger und Sammler, nicht aßen, bietet sich vorsorglich gleich das Weglassen solcher Produkte an, an die unsere Gene nicht gänzlich angepasst sind (so auch Milchprodukte).

Hier kann ein Allergie-/Unverträglichkeitstest oder gleich der Schwenk zur Steinzeitdiät helfen. Auch anderen Stressoren sollte begegnet werden, z. B. Aufgabe des Rauchens, oder Bräunen nur mit Haarabdeckung. Überraschenderweise ist auch Zurückhaltung bei Curry und dem darin enthaltenen Kurkuma geboten, da trotz aller Vorzüge und anders lautender Studien unterm Strich oxidative Vorgänge gefördert werden, die den Erfolg von Pseudokatalase sabotieren.[Link]

Weitere Faktoren

Ein unabdingbarer Ausgangsstoff zur Bildung des Melanins ist die Aminosäure Tyrosin.[Link] Diese synthetisiert zwar der Organismus selbst, benötigt hierfür aber die Zuführung der Aminosäure Phenylalanin durch Nahrung (ebd.), ansonsten kann der Tyrosinbedarf auch unmittelbar durch Nahrung gedeckt werden.[Link] Etwaige Mangelerscheinungen gilt es folglich zu meiden, die mit dem reichlichem Verzehr von Hülsenfrüchten, Fleisch und Fisch vermieden werden können.[Link] Auch hieraus erklärt sich vielleicht, wieso manchen Anhängern der fleisch- und eiweißreichen Paleo-Diät die grauen Haare zurückzukommen scheinen.[Link]

Weiter oben wurde Sonnenbrand als Quelle oxidativen Stresses erwähnt. Völlige Meidung von UV-Licht wäre aber überaus unzieldienlich. Melanin wird nämlich erst unter Einwirkung von UVB-Strahlen gebildet, woraufhin es vor weiteren Strahlen schützt (wie beim Bräunungseffekt).[Link] Außerdem unterbleiben beim Nichtüberschreiten der Schutzzeit, die von Jahreszeit, Tageszeit und vom eigenen Hauttyp abhängt, ohnehin oxidative Folgen, die vom Organismus nicht kompensiert werden könnten. Danach sollte eine Abdeckung der Kopfhaut (die die Haare nicht alleine zu leisten vermögen) erfolgen, will man nicht wie die durch hochdosiertes UV-Licht vorzeitig ergrauten Labormäuse enden.[Link]

Was konkret tun?

Alle oben genannten Hebel nach dem Motto „viel hilft viel“ wild miteinander zu kombinieren bringt sicherlich wenig. Sich gegenseitig blockierende Effekte sind ebenso gut möglich, wie eine schädliche Hypervitaminose. Mit eins oder zwei antioxidativen und mineralienhaltigen Super­foods, wie 2x täglich mit einem Teelöffel Melasse gesüßter Melissentee, dürften die Weichen schon richtig gestellt sein. Je nach Ausgangslage sind auch die anderen Punkte zu beachten, wie Zügelung bei ungesättigten Fettsäuren, Sicherstellung der Eiweißversorgung, oder Meidung nicht vertragener Stoffe. Inwieweit das eigene genetische Potential eine natürliche Repigmentierung der Haare hergibt, muss jeder für sich erweisen.

Dieses Nahrungsergänzungsmittel bündelt wichtige Komponenten, die theoretisch gegen graue Haare helfen.







Quellenangaben

[1] Wood JM u. a., Senile hair graying: H2O2-mediated oxidative stress affects human hair color by blunting methionine sulfoxide repair, FASEB J. 2009 Jul;23(7):2065-75 (Link)

[2] Yaguboglu R, Antioxidative Nahrungsergänzung bei Vitiligo, Vitiligo-Zentrum und Hautarztpraxis Dermallegra 2008 Okt (Link)

[3] Tobin DJ, Swanson NN, Pittelkow MR, Peters EM, Schallreuter KU, Melanocytes are not absent in lesional skin of long duration vitiligo. J Pathol. 2000;191:407-16

[4] Gerard J: „the juyce of onions annointed upon a bald head in the sun bringeth the hair againe very speedily“ (Link)

[5] Schettler E, Die Last der weißen Flecken. PTA-Forum-Online. Ein Magazin der PZ. 07/2011 (Link)

[7] Juhlin L1, Olsson MJ, Improvement of vitiligo after oral treatment with vitamin B12 and folic acid and the importance of sun exposure. Acta Derm Venereol. 1997 Nov;77(6):460-2 (Link)

[8] Tsai Y-Y u. a., Concentrations of Potassium, Sodium, Magnesium, Calcium, Copper, Zinc, Manganese and Iron in Black and Gray Hairs in Taiwan. Journal of Health Science, Vol. 46; No.1;page 46-48 (2000) (Link)

[9] Rodríguez-García C u. a., Repigmen­tation of vitiligo lesions in a child with celiac disease after a gluten-free diet. Pediatr Dermatol. 2011 Mar-Apr;28(2):209-10 (Link)
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