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Eine Lanze für das Fasten

Ein beliebter Zankapfel zwischen Alternativ- und Schulmedizinern ist das Heilfasten. Entweder wird diese Nulldiät überschwänglich als Allheilmittel und Jungbrunnen gefeiert, oder sie wird zugespitzt formuliert als ein freudig angegangener, aber unbeabsichtigter Suizidversuch an den Pranger gestellt. Von streng wissenschaftlicher Warte spricht vermeintlich wenig für das Heilfasten:

- Es wird faktisch ein Nährstoffmangel provoziert, der im Extremfall zum Verhungern führen kann.

- Der auftretende Körpergeruch ist Folge einer dem einsetzenden Hungerstoffwechsel verschuldeten Übersäuerung (Hungerazidose), und nicht der behaupteten Entgiftung; paradoxerweise soll durch Heilfasten oftmals eine ohnehin fragwürdige „latente Azidose" kuriert werden.

- Das mit Fasten einhergehende Glücksgefühl ist nur Folge einer körperlichen Ausnahmesituation, die üblicherweise zu einer Ausschüttung von Glückshormonen führt, und nicht der Entgiftung.

- Schlacke ist ein Begriff der Metallurgie für Schmelzrückstände und ein sinnvolles Pendant zu diesen existiert nicht für den menschlichen Organismus. Vermeinte Stoffwechselkrückstände treten aufgrund effizientem Stoffwechsel und Entgiftungsmechanismen nicht auf.

Doch lassen sich die beiden Hauptargumente der Fastenden nicht einfach von der Hand weisen, nur weil sie noch nicht nachweisbar oder der Wissenschaft unzugänglich sind:

(1) Beim Stoffwechsel treten gifthaltige Stoffwechselprodukte auf oder es werden Umweltgifte aufgenommen, die sehr wohl akkumulieren können. Das Fasten hilft nun, diese Rückstände, für die Schlacke bloß ein metaphorischer Begriff ist, loszuwerden.

(2) Mit der Reinigung des Körpers geht die Reinigung der Seele Hand in Hand.

Fangen wir mit (2) an: Das gesundheitsmotivierte Fasten ist erfahrungsgemäß ein harter Einschnitt in den Alltag. Nicht nur aufgrund der körperlichen Ausnahmesituation findet eine Rückbesinnung auf sich selbst statt, und das nicht im egoistischen Sinne. Nein, man fängt wieder an, sich selbst stärker wahrzunehmen, indem man sich notwendigerweise zurücknimmt. Durch dieses Zurücknehmen wird der Blick für das Wesentliche geschärft, Gedanken werden zu Ende gedacht, das Leben aus einem ruhigeren Blickwinkel und deshalb intensiver wahrgenommen. Hier kann schnell das Fazit gezogen werden: Dagegen kann man wirklich nichts einwenden.

Punkt (1) – und dieser Aspekt ist hier der entscheidende – widerspricht offen dem vorgenannten wissenschaflichem Standpunkt: Der menschliche Organismus vermag nach schulmedizinischer Meinung tatsächlich alles aufzunehmen, was ihm gut tut, und bei genügend Flüssigkeits- und Nährstoffaufnahme alles Überflüssige, mithin alle Gifte auszuscheiden. So bleibt faktisch nichts was zu reinigen wäre übrig. Schließlich stehen die Entgiftungssysteme Leber, Nieren, Darm, Haut, Lunge, Zunge, Ohren, Nase und auch die Augen (Tränendrüse) zur Verfügung. Nur bei hohen Giftdosen oder in Krankheitsfällen kann die Entgiftung versagen. Wenn der menschliche Körper im Normalfalle alle Nährstoffe verwertet und Nicht-Verwertbares bei genug Flüssigkeitsaufnahme restlos ausscheidet, so heißt das aber nicht, dass das Verwertete auch wirklich gebraucht wird. Prominentes Beispiel ist das Fett, welches der Körper eigentlich clevererweise für Hungerperioden in Reservedepots steckt. Nun macht der Mensch seit Jahrtausenden keinen Winterschlaf mehr (es soll Ausnahmen geben) und Phasen der Lebensmittelknappheit gehören in unseren Kreisen der Vergangenheit an. Ein Überangebot an Fett aber, das per se nicht ungesund ist, wird für den Körper recht schnell in mehrfacher Hinsicht zum Ballast: Zum einen führt es zu Gewichtszunahme und erhöhtem Risiko der Arterienverkalkung und gefährdet so das Herz-Kreislauf-System, das sich durch höheren Puls und höheren Blutdruck bemerkbar macht. Zum andere speichert eindeponiertes Fett natürlicherweise Gifte und so kann Fetteinlagerung auch als Vergiftung interpretiert werden. Zudem begünstigt Übergewicht den Verschleiß des Bewegungsapparats. Fasten ist nun einmal eine sehr wirkungsvolle Methode, um überflüssiges Fett loszuwerden.

Ein anderer Umstand spricht ebenfalls für das Heilfasten: Selbst wenn weder offensichtliche Überernährung, noch akute Vergiftung, noch Krankheiten vorliegen, so können ungewollte oder fahrlässige Ernährungsfehler (z. B. versteckte Fette oder versteckter Zucker) zu einer Überlastung der Entgiftungssysteme führen, mit der Folge von einer Akkumulation von Giftstoffen. So reagiert überschüssiger Blutzucker mit Proteinen zu den akkumulierenden schädlichen AGE (Advanced Glycation Endproducts) und ist insofern giftig bzw. eine Vorläufersubstanz eines Gifts. Oxidierte Fettsäuren, die an der Entstehung der Arteriosklerose beteiligt sind, sind ein anderes Beispiel. Zwar dürften bei Wegfall der übermäßigen Belastung manche dieser Gifte oder Vorläufersubstanzen abgebaut werden, so ist Arteriosklerose teilweise reversibel, im Wiederholungsfalle steigt aber das Risiko für bleibende Schäden. Summa summarum kann Heilfasten die Folgen von Ernährungsfehlern beheben helfen, unter anderem indem der Körper in seiner Entgiftungstätigkeit nicht durch neue Belastungen gestört wird – so zumindest das Argument der Fastenlehre.

Jetzt höre ich die Fasten-Gemeinde aufjubeln: „Ja! Gerade deshalb muß jetzt gefastet werden, damit das böse Fett verschwindet und Ernährungsfehler korrigiert werden.“ So wäre jedoch die Logik auf den Kopf gestellt, wenn man mit der Absicht fastet, dem Körper etwas gutes zu tun, wenn man damit vorherige Ernährungssünden korrigieren möchte. Denn zu viel essen wird zur Sünde, wenn die natürliche Notwendigkeit „vorzulegen“ nicht gegeben ist und man aus Fahrlässigkeit gesundheitliche Risiken erhöht. Viel logischer ist es, gar nicht erst zu sündigen, um dann mit der Nulldiät-Keule Abbitte zu leisten. Von daher wäre Fasten überflüssig. Außerdem werden unter Schlacken oftmals andere als die o. g. Dinge verstanden, wie auftretende Säureüberschüsse oder verstopfender Kot, die nach Forschungsstand aber nicht zu Vergiftungen führen.

Am ehesten mit dem Argument der ungewollten Ernährungsfehler lässt sich das Fasten befürworten. Doch dieses Argument wiegt schwer, wenn einem die Gesundheit am Herzen liegt. Die Eignung des Fastens zum Entgiften von manch kritischen Stoffwechselprodukten wie beim Abbau überschüssiger Glucose oder überhöhten Blutfetten ist unbestritten, allerdings drohen vor allem beim Totalfasten einige Risiken durch Unterversorgung mit Nährstoffen. Auch gibt es schonendere Methoden zur Entgiftung, wie die Einnahme spezieller Präperate. Gegen eine moderate Form des Fasten, wie sehr kurzes Totalfasten (1-3 Tage), oder modifizierte Formen wie Saftfasten oder das proteinmodifizierte Fasten, kann aber nichts eingewendet werden. Um keine eindeutigen gesundheitlichen Risiken einzugehen, sollte Fasten unter medizinischer Anleitung stattfinden. Denn was nicht schadet, kann nur nützlich sein, mögen auch viele der propagierten Wirkweisen unbewiesen sind. Soviel Ehrlichkeit und Exaktheit muß sein! Allerdings macht es die klassische Fastenlehre mit ihrem zentralen Begriff der Schlacke einem nicht leicht, ernstgenommen zu werden und es stellt sich die Frage, wieso nicht gleich die bekannten Übel, die sich erwiesenermaßen überflüssigerweise im Körper ansammeln können, beim Namen genannt werden.

Unterm Strich erscheint eine Fastenkur „light“ in regelmäßigen Abständen lohnenswert, zumal wenn man bereits gewollt oder ungewollt gesündigt hat. Deshalb wird das Fasten grundsätzlich in die Gesundheitsstrategie aufgenommen.
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