Einfach Jung - das Anti Aging Portal
5-SÄULEN-STRATEGIE
Werte Wertehaushalt
Fitness körperliche &
geistige Fitness
Ernährung Ernährung & Supplemente
Lebensstil Lebensstil & Prävention
Lebensstil Pflege / Kosmetik
PHILOSOPHIE
Weniger ist mehr
Natur vertrauen
Schönheit kommt von Innen
Nicht alles glauben
VORBILDER
Langlebige Völker
Älteste Menschen
Nonnen und Mönche

Intermittierendes Kurzzeitfasten (Dinner Cancelling)

Kalorienrestriktion (caloric restriction / CR) gilt als eine der wenigen hocheffektiven und wissenschaftlich gesicherten Strategien gegen das Altern. Eine Verfeinerung dieser Strategie in Form des intermittierenden Kurzzeitfastens (IF) bzw. Dinner Cancelling  verspricht eine optimale Ausbeute und Ausweitung der mit CR verbundenen Effekte.

Grundsätzliche Vorteile der CR

In diversen Tierversuchen konnte durch eine Beschränkung auf höchstens 80 % der normalen Nahrungsaufnahme eine Erhöhung der Lebensdauer um mehr als 30 % erzielt werden. Für Menschen stehen zwar wissenschaftliche Studien hinsichtlich einem lebensverlängernden Effekt aus, jedoch ist die äußerst positive Beeinflussung von Gesundheitsparametern zweifelsfrei nachgewiesen, sofern alle essentiellen Nährstoffe zugeführt werden:

(1) Zunächst sinken Herzfrequenz und Blutdruck ab, woraus erhöhte Resistenz gegen den sog. sympathetic stress resultiert. Symp. Stress entsteht, wenn das Herz-Kreislauf-System durch Stresshormone in erhöhte Leistungsbereitschaft versetzt wird. Somit kann das Risiko für hypertonische Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und die vorausgehende Arteriosklerose vermindert werden. (Wirkung analog zu Beta-Blockern, s. hier)

(2) Blutdruck- und Herzfrequenzabfall geht mit dem Absinken der Köpertemperatur einher. Dadurch wird der Zellstoffwechsel verlangsamt und der daraus resultierende oxidative Stress vermindert wie auch antioxidative Enzymsysteme hochreguliert.[1] Ebenso werden durch Nahrung zugeführte Stoffe eingeschränkt, die anfällig für oxidativen Stress sind; hierunter fallen v. a. die mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie LDL-Cholesterin, die zur Lipidperoxidation führen. Ein massives Absenken der Körpertemperatur verspricht theoretisch das nahezu vollständige Aufhalten der endogenen Zellalterung.[2]

(3) CR provoziert eine gelegentliche Unterzuckerung, die zur verstärkten Ausschüttung des Wachstumshormons hGH (human growth hormone) führt.[3] Das hGH fördert v. a. die Regeneration durch Proliferation (Zellteilung) bei gleichzeitiger Aktivierung des Telomerase-Enzyms, das die Chromosomenenden (Telomere) repariert, die sich bei jeder Zellteilung verkürzen. Außerdem wirkt hGH lipolytisch, d. h. fettabbauend. Ab ~30. Lebensjahr sinkt die gewöhnliche hGH-Synthese kontinuierlich herab, weswegen CR ein adäquates Mittel zur Gegensteuerung ist.

(4) Die für CR typische Einschränkung von Kohlenhydraten (KH) führt zu einem geringeren Insulinbedarf und entsprechend zu weniger Insulinausschüttung. Damit geht eine verbesserte Insulinsensitivität einher, weshalb mit CR Diabetes begegnet und vorgebeugt werden kann.

(5) Da Insulin ein Wachstumsfaktor ist, wird durch dessen verringerte Synthese die Proliferation gehemmt. Eine erhöhte Proliferationsrate fördert Krebserkrankungen,[4]  so dass der Effekt der wünschenswerten (da dem altersbedingten Abfall entgegnenden) hGH-Synthese, welche proliferatorisch wirkt, tendenziell kompensiert wird. Unterm Strich ist unter CR eine geringere Anfälligkeit für Krebserkrankungen zu beobachten. Eine wichtige Rolle spielt hierbei, dass die Energiezufuhr für prämaligne Zellen gedrosselt ist, die einen erhöhten Bedarf an Glucose aufweisen.[5]

(6) Das Absinken der Körpertemperatur ist entzündungshemmend, da dem in Entzündungsherden gesteigerten Stoffwechsel samt Gewebeerwärmung entgegengewirkt wird und verschiedene an Entzündungen beteiligte Gene herunterreguliert werden. Infolgedessen ist der Entzündungsmarker CRP unter CR äußerst niedrig.[6]

(7) Im Zuge der Reduzierung von KH wird die Glykation gebremst. Mit Glykation („Verzuckerung“) wird die chemische Reaktion von Glucose mit Eiweißenzymen bezeichnet. Die glykierten Proteine, die sich zu sog. AGE (advanced glycation endproducts) wandeln, verlieren ihre Funktionsfähigkeit und gehen untereinander Verbindungen ein. Diese Querverbindungen lagern sich u. a. in Gefäßwänden ab und tragen zur Arterienversteifung bei.

(8) Telomerlänge bleibt besser erhalten.[7]

Zusätzliches Tuning durch Dinner Cancelling

Wird die Kalorienrestriktion durch das Weglassen von der Abendmahlzeit sichergestellt, so spricht man vom sog. Dinner Cancelling. Da damit bis zur Frühstückszeit am darauffolgenden Tag zwangsläufig eine kurze Fastenperiode eingelegt wird, kann man auch vom intermittierenden (wiederkehrendem) Kurzzeitfasten sprechen. Für mindestens 14 Stunden anhaltende Nahrungskarenz, in welche der Nachtschlaf fällt, stellen sich folgende Effekte zusätzlich ein:

(1) Das abendliche Absenken der Körpertemperatur wirkt mit der nächtlichen Hibernation (Ruhezustand im Schlaf) synergetisch, für welche eine niedrigere Körpertemperatur typisch ist. Folglich wird nicht nur die Phase des deutlich verlangsamten Stoffwechsels in die Abendstunden vorgezogen, sondern der Schlaf findet bei einer zusätzlich erniedrigten Stoffwechselrate statt.[8] Anderseits behindert ein spätes Abendessen die Ausschüttung des Schlafhormons und Antioxidans Melatonin, welches die Hibernation einleitet. IF ist deshalb geeignet, dem altersbedingten Nachlassen der Melatoninsynthese zu begegnen.

(2) Die durch CR angeregte hGH-Ausschüttung fällt mit der hGH-Synthese in der Schlafenszeit zusammen, wo sie ohnehin am stärksten und effektivsten ist. Umgekehrt hemmt ein voller Magen die nächtliche hGH-Synthese durch Ausschüttung des Hormons Somatostatin. Während einer 24 stundigen durchgehenden Nahrungskarenz ist der durschnittliche hGH Spiegel sogar um bis zu 2.000 % erhöht.[9] 

(3) Die Insulinausschüttung wird bei anhaltender Nahrungskarenz (ebenso beim alleinigen Weglassen von KH) vollständig unterbunden und der Körper stellt auf die Ketose um, bei der Energie aus Fettreserven (oder Nahrungsfett) gewonnen wird. In diesem Zustand wird nicht nur die Proliferationsrate stark gedrückt, sondern die DNA-Reparatur oder der Zelltod (Apoptose) bei beschädigten Zellen verstärkt eingeleitet.[10] Folgerichtig hat IF eine ausgeprägte antikanzerogene Wirkung.

(4) Zusätlicher neuroprotektiver Effekt für Gehirnzellen (durch brain-derived neurotrophic factor, BDNF), der bereits (in abgeschwächter Form) bei CR auftritt.[11]

Bemerkenswert ist, dass sich anscheinend die kurzen Fastenzeiten teilweise auch dann positiv auswirken, wenn damit die tägliche Energiebilanz nicht gesenkt wird, also bei den weniger Mahlzeiten mehr wie üblich gegessen wird.[12] Für CR spricht aber weiterhin die in erster Linie von der täglichen Gesamtkalorienzahl abhängende Einsparung von Stoffwechselvorgängen wie der Glykation und dem oxidativen Stress sowie die Reduzierung des sympathetic stress.


Es ist schwer dem Facettenreichtum des Themas Kurzzeitfasten gerecht zu werden. Dieses Buch schafft es und gibt zudem eine praktische Anleitung zur Umsetzung des Vorhabens.


Quellenangaben
[1] Petro E. Löffler u.a., Biochemie und Pathobiochemie, S. 639; Link

[2] Jörg Blech, Ausflug ins Jenseits, Spiegel Online, 2005; Link

[3] siehe Lexikon der Diabetologie; Link

[4] Martina Lenzen-Schulte, Diabetiker sind nicht nur zuckerkrank, FAZ.NET, 2007; Link

[5] Günther H. Jacobi u. a., Kursbuch Anti-Aging, S. 52; Link

[6] Luigi Fontana u. a., Long-term calorie restriction is highly effective in reducing the risk for atherosclerosis in humans, 2003, Link

[7] Late onset calorie restriction reduces cellular senescence, protects telomeres, 2010, Link

[8] Vgl. Grafik, G. Jacobi u. a. (Hrsg.), Kursbuch Anti-Aging, S. 53 Link

[9] Routine Periodic Fasting Is Good for Your Health, and Your Heart, Study Suggests, 2011, Link

[10] ebd. FN 8., S. 52

[11] Link

[12] ebd. FN 11

Weiterführende Artikel

Kalorienrestriktion ohne Kalorienrestriktion – geht das?
Kontakt  |  Impressum  |  Disclaimer